Im Kanton Solothurn scheint die Vernunft Einkehr zu halten. Die Anpassung der kantonalen Open-Source-Informatikstrategie fordert ein prominentes Opfer: IT-Chef und Linux-Hardliner Kurt Bader wird seines Postens enthoben und auf Ende Juni freigestellt. Er teilt in der Ambassadorenstadt damit das Schicksal der Stadtheiligen Urs und Viktor. Dass er ausserhalb der Open-Source-Community und insbesondere innerhalb der Verwaltung auch zum Märtyrer wird, wage ich zu bezweifeln.
Sie solothurnische Staatskanzlei schreibt dazu in einer Medienmitteilung: „Mit der flächendeckenden Desktop-Umstellung auf Linux ist die Umsetzung der Strategie in eine Phase getreten, in welcher sich die Frage stellt, wie kompromisslos heute schon die Arbeitsplatzausrüstung auf Open-Source-Produkte erfolgen soll. Erste Ergebnisse der vom Regierungsrat beigezogenen Experten zur Überprüfung der Strategieumsetzung zeigen, dass ein differenziertes Vorgehen erforderlich ist und Microsoft basierte Anwendungen zum heutigen Zeitpunkt nicht in jedem Fall im vom AIO vorgesehenen Umfang ausgeschlossen
werden können.“
In der Kritik steht neben der Solothurner Informatikstrategie, die 2001 von der Regierung und vom Kantonsrat als „Sparübung“ beschlossen wurde, auch der verantwortliche Regierungsrat und Finanzdirektor Christian Wanner (FDP). Heute räumt er in einem Bericht des Oltner Tagblatts vom 18. Juni 2010 ein, dass sich das Open-Source-Umfeld nicht so entwickelt habe wie angenommen. Tiefer als angenommen fallen laut Wanner auch die erwarteten Kosteneinsparungen aus. Konkret wollte er aber nicht werden. Die Schlussexpertise zur IT-Strategie wird erst im Sommer vorliegen.
Den Medienberichten zufolge verhehlt Wanner nicht, dass sich die künftige Strategie an jener des Kantons Basel-Stadt orientiert. Dort soll Open-Source-Software mit einem „differenzierten und pragmatischen Ansatz“ gefördert werden. Differenziert in der Hinsicht, dass die Software jeweils in den verschiedenen Domänen der Informatikarchitektur untersucht wird und nicht auf die Glaubensfrage „Windows versus Linux reduziert wird“. Pragmatisch in dem Sinne, dass der Nutzen bewährter und im Einsatz stehender lizenzgebührenpflichtiger Software sowie des damit verbundenen Know-hows anerkannt und „daher ein dualer Weg beschritten wird“.
Vorerst soll nun die Solothurner Gerichtsverwaltung „linuxbefreit“ und mit neusten Microsoft-Anwendungen aufgerüstet werden.
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1 Kommentar:
Interessante Information. Gibt es doch auch im Grossen Rat des Kantons Bern immer wieder Vorstösse von Open-Source-Gläubigen.
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