„Was passiert auf dem Schlossberg?“, fragt das Thuner Tagblatt in breiter Aufmachung in seiner Ausgabe vom 26.06.2010. Die Frage ist berechtigt, denn die Kommunikationspolitik des Thuner Gemeinderats zu diesem Geschäft ist mit Verlaub – zum Sujet passend – mittelalterlich. Von der Regierung einer Stadt mit Tradition in der Herstellung von Schiesspulver dürfte man eigentlich erwarten, ein Pulverfass zu erkennen, wenn sie eines sieht, insbesondere wenn sie wiederholt auf die dem Umnutzungsgeschäft inhärente Brisanz hingewiesen wird.
So hat die bislang zuständige Sachkommission 1 des Stadtrats auf meinen Antrag hin das Geschäft erst kürzlich traktandiert – gegen den Willen des Gemeinderats und unter dem Aspekt der Sicherstellung der Interessenwahrung des Schlossmuseums. Die Beratungen dieser Kommission sind nicht öffentlich, aber so viel sei gesagt: Ich habe mich von den Ausführungen des Gemeinderats zum Vorgehen im anstehenden Vertragsabschluss mit dem Investor sehr explizit als nicht überzeugt erklärt. Doch der Weg zum Abschluss eines Baurechtsvertrags mit dem anvisierten Investor liegt in der alleinigen Kompetenz des Gemeinderats. Und der will sich offensichtlich von Warnungen vor vorprogrammierten Nutzerkonflikten nicht beirren lassen.
Die Ausführungen von Hans Kelterborn in seiner Funktion als Stiftungsratspräsident des Thuner Schlossmuseums gegenüber dem Thuner Tagblatt bestätigen meine Bedenken. Das zukünftige konstruktive Nebeneinander von öffentlicher und privater Nutzung ist jetzt mit dem Investor zu regeln, bevor die Vertragsparteien einander gegenseitig definitiv verpflichten. Ein überzeugendes Nutzungskonzept des bekannten und erfahrenen Investors müsste dieser breiteren Diskussion standhalten.
Zu Stimmungsmache nach dem Motto „Das Schloss den Thunern“ besteht aber kein Anlass. Bei allfälligen Konflikten auf dem Schlossberg geht es um Fragen der gemischten öffentlichen und privaten Nutzung, nicht um die Eigentumsverhältnisse. Erinnert sei an den Umstand, dass die Schlossbergliegenschaften während langen Jahrhunderten eben gerade nicht den Thunern gehört haben, sondern dem Kanton Bern. In einem Akt von Hurra-Patriotismus hat der Thuner Stadtrat am 21. September 2006 gegen meine Stimme die historischen Gebäude auf dem Schlossberg vom Kanton übernommen – und damit auch die grosse Verantwortung für deren Unterhalt und Zukunft.
Der nun mindestens inoffiziell bekannt gemachte Investor hat mein Vertrauen. Ich wünsche mir, dass er sich seinerseits einer offenen und direkten Auseinandersetzung mit den berechtigten Anliegen des Schlossmuseums stellt. Nur so ist eine zukünftige Symbiose auf dem Schlossberg zu erwarten, von der sowohl die Stadt Thun, die Trägerschaft des Schlossmuseums und seine Besucherinnen und Besucher ebenso wie die Investor-Familie profitieren können.
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