Unbeachtet von der Öffentlichkeit findet heute in Thun ein
Informationsnachmittag statt als Einführung in das Thema Vollgeld-Reform. Als
Veranstalter tritt der Verein Chai
auf, eine „jüdisch-messianische Gemeinschaft“. Gleichzeitig wird der Anlass aber
auch als Treffen des Lehrdiensts
LaMakor von Daniel und Birgit Seidenberg geführt, die nach eigenen Angaben keiner
Organisation oder Gemeinde verpflichtet sind. Als Referent angekündigt ist Hansruedi
Weber, Präsident des überparteilichen Trägervereins
Monetäre Modernisierung (MoMo).
Wer bei MoMo unweigerlich an Michael Ende denkt und an
seinen 1973 erschienen Roman von den diebischen grauen Herren, liegt mit der
Assoziation gar nicht so weit daneben. In der Kritik steht hier aber nicht der
Diebstahl von Zeit, sondern die Privatisierung von massiven Geldschöpfungsgewinnen,
die ganz klar der Öffentlichkeit zustünden.
Die Idee einer Vollgeld-Reform hat es schwer, zumal ihr
Sachverhalt nur einer kleinen aber wachsenden Minderheit von Interessierten
bekannt ist. Im Erstkontakt erscheint er unglaublich und weckt primär Skepsis.
Dass die Idee auch im Dunstkreis religiöser Splittergruppen und von Politsekten
wie dem Schiller Institut des Weltverschwörungstheoretikers Lyndon LaRouche
beworben wird, leistet der Sache keinen Dienst. Die Trägerschaft einer
Monetative Schweiz hat es bisher nicht geschafft, sich genügend klar von
esoterischen Mitläufern abzugrenzen.
Gleichwohl hat die Idee Hand und Fuss. Sie verdient nicht
bloss nähere Betrachtung, sondern verlangt zu Recht nach Umsetzung. Ich habe
mich an dieser Stelle schon mehrfach dafür ausgesprochen:
Kürzlich hat das Schweizer Fernsehen in der Sendung ECO vom
28.01.2013 zu später Stunde eine äusserst
sehenswerte Zusammenfassung zum Thema Vollgeld-Reform ausgestrahlt.
Alternativ ist der 8-minütige Beitrag auch auf YouTube abrufbar.
Das Thema gestreift hat auch Michael Rasch in einem grösseren
Beitrag in der NZZ vom 1.03.2013 unter dem Titel „Währungs-Privatisierungen
gegen Notenbank-Exzesse?“ Der frühere Finanzverwalter der Stadt St. Gallen,
Reinhold Harringer, hat darauf mit einem Leserbrief in der NZZ vom 7.03.2013 reagiert:
„Zu verhindern wäre deshalb in erster Linie die Geldschöpfung der Geschäftsbanken – ihre Aufgabe sollte beschränkt werden auf die Vergabe von Krediten aufgrund von Einlagen, Eigenkapital oder allenfalls aufgrund von Krediten der Notenbank. Die Geldschöpfung selbst sollte allein Sache der Notenbank sein. Es ist nicht das System des Papiergeldes an sich zu kritisieren, sondern die Tatsache, dass der grösste Teil des Geldes über die Kreditgewährung der Privatbanken geschaffen wird. Eine Vollgeldreform würde diesen Systemfehler korrigieren.“
Der deutsche Professor Thorsten Polleit, Chefökonom von
Degussa Goldhandel und Lehrbeauftragter der Frankfurt School of Finance wird im
erwähnten NZZ-Artikel von Rasch mit der Aussage zitiert, das heutige Geld sei
schlecht, weil es „per Kreditvergabe der Geschäftsbanken aus dem Nichts
geschaffen werde, was ökonomisch gesehen einer legalisierten Geldfälschung
gleichkomme.“ Dem ist nichts beizufügen.
Es ist an der Zeit, einen geeigneten Wortlaut für eine Verfassungsänderung zu finden und die Geldreform per Volksinitiative einzuleiten.