Auch gekleidet in die Ankündigung neuer, bunter Stromprodukte ab Januar 2009 liess sich die Hiobsbotschaft der Energie Thun AG vom 27. August 2008 nicht wirksam verhüllen: Der Strom in Thun wird teurer und zwar massiv. Auf den Zeitpunkt der Marktöffnung für Grossverbraucher am 1. Januar 2009 verteuert das Unternehmen seine Stromlieferungen an Privathaushalte um rund 20%, für kleinere Haushalte sogar um deutlich mehr.
In der Medienberichterstattung über die Hintergründe dieses Preisschubs fehlte der Hinweis auf höhere Steuern und Abgaben – auch an die Stadt Thun – nirgends. „Der Bund“ vom 28. August führte höhere Abgaben an die Stadt unter den Hauptgründen für die Preiserhöhung an, noch vor den gestiegenen Kosten für die Beschaffung. Auch das Thuner Tagblatt vom 28. August und Radio DRS im Regionaljournal BE FR VS vom 27. August begründeten eine Mehrbelastung der Energie Thun AG mit höheren Abgaben an die Stadt Thun.
Die für die Thuner Haushalte schmerzhafte Teuerung mag verschiedene Gründe haben, von denen die höheren Stromeinkaufspreise bei der BKW ab 1. Oktober 2008 mit Sicherheit der gewichtigste sind. Ebenso sicher lässt sich sagen, dass im Zuge dieser Preisanpassung jeder erklärende Hinweis auf höhere Abgaben und Steuern an die Stadt Thun absolut haltlos ist.
Wohl haben wir im Thuner Stadtrat an der Sitzung vom 5. Juni 2008 eine Änderung der Versorgungsvereinbarung mit der Energie Thun AG beschlossen, und zwar auf Antrag des Unternehmens. Der beschlossene Systemwechsel zum Bruttoprinzip besteht darin, dass die bisherige Mischung von fixen und umsatzabhängigen Barzahlungen sowie Gratislieferungen von Energie und Wasser der Energie Thun AG an die Stadt abgelöst wird durch einen genau definierten Globalbeitrag der Energie Thun AG an Stadt einerseits und die marktmässige Bezahlungen aller erbrachten Lieferungen und Leistungen durch die Stadt andererseits. Die überarbeitete Vereinbarung hat insgesamt weder für die Stadt Thun noch für die Energie Thun AG eine Mehrbelastung zur Folge.
Der Stadtrat würdigte diesen Änderungsantrag als Möglichkeit, dem Unternehmen Energie Thun AG im künftigen Wettbewerb zu mehr Flexibilität zu verhelfen, indem beispielsweise bei Offerten für Grossabnehmer künftig nicht mehr die bisherige 2%ige Umsatzabgabe an die Stadt einfliessen muss.
So gesehen ist mir unerklärlich, wie die Unternehmensleitung an der Medienorientierung vom 27. August die oben erwähnte Falschdarstellung in Radio- und Zeitungsberichten ausgelöst hat. Zumindest lenkt sie vom Umstand ab, dass es mit der viel beschworenen traditionellen Unabhängigkeit des Unternehmens nicht weit her ist. Bei einem Eigenversorgungsgrad mit Strom von lediglich 20% und gar von Null beim Erdgas schlagen höhere Einkaufspreise zwangsläufig direkt auf die Endkonsumenten durch. „Wir könnten die höheren Kosten sonst nicht tragen“, klagte Michael Gruber, Direktor der Energie Thun AG, denn auch gegenüber der Thuner Tagblatt sein Leid.
Auch wenn die angekündigte Preiserhöhung ansonsten in keinem Zusammenhang mit dem politischen Geschäft eines möglichen Teilverkaufs der Energie Thun AG an die BWK steht, so unterstreicht sie doch die Bedeutung strategischer Partnerschaften in der Beschaffung von Strom und Gas und in der Senkung von Betriebs- und Unterhaltskosten. Am 5. September werden wir mehr wissen über die Perspektive einer solchen engeren Zusammenarbeit mit der BKW.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Wenn ich Sie wäre, würde ich sofort nach Mühleberg umziehen! Dort gibts den Graustrom frisch ab Presse und die miserablen Dienstleistungen der energie thun ag würden Sie nicht so in Rage bringen, dass Sie als Stadtrat gleich sofort den ganzen "Mist" verkaufen möchten. Jedes Kind weiss, dass ein Wasserrad Energie und Kraft produziert. Dazu braucht es weder Uran noch Endlager. Hoffentlich fällt bei Ihrem PC bald der Stom aus, dann müssen Sie andere im Internet/Blogg nicht so verunglimpfen.
Kommentar veröffentlichen