- „Graustrom“
- „Blaustrom“
- Thuner AAREstrom
- Thuner Solarstrom
„Graustrom“ weckt Assoziationen. An „Grauzone“: Weder gut noch schlecht, zumindest noch nicht nachweislich schlecht – sonst dürfte man’s ja nicht verkaufen; undefinierbar. An „graue Energie“: Verdeckter Energieaufwand. An „grau“ wie schmutzig. An „Grauen“: Da ist Atom drin, mir graut davor… Ebenso weckt „Blaustrom“ Assoziationen. „Blau“ wie der Thunersee und die saubere Aare. An der schönen blauen Donau. „Blau“ wie der Blaue Planet: Inbegriff für unsere Existenzgrundlage. Soweit das Produktmarketing der Energie Thun AG.
Nun zu den Realitäten. Rund 46% des von der Energie Thun AG gelieferten Stroms stammt aus Kernkraft. Rund 6% des Stroms stammt aus nicht überprüfbaren Quellen. Das heisst, dass etwa die Hälfte des in Thun verbrauchten Stroms „Graustrom“ ist. Der Rest stammt aus Wasserkraft (38%) und Abfällen (9%). Solarstrom und fossil erzeugter Strom existieren bisher faktisch nur in den Unternehmensbroschüren, nicht aber im Leitungsnetz.
Mit Ausnahme von „Graustrom“ bezeichnet die Energie Thun AG ihre anderen drei Produkte völlig willkürlich als „CO2-frei“. In umfangreichen Lebenszyklusanalysen von Stromproduktionsanlagen sind aber folgende Emissionswerte für Treibhausgase in Gramm-Äquivalenten CO2/kWh erhoben worden [Frans H. Koch, Hydropower – Internalised Costs and Externalised Benefits, in Externalities and Energy Policy: The Life Cycle Analysis Approach, Workshop Proceedings, Paris, 15.-16. November 2001, OECD/NEA]:
Technologie | g/kWh |
Wasserkraft | 2 - 48 |
Kernkraft | 2 - 59 |
Windkraft | 7 - 124 |
Photovoltaik | 13 - 731 |
Erdgas (GUD) | 389 - 511 |
Kohle (modern) | 790 - 1‘182 |
Das heisst für alle praktischen Belange und über die ganze Lebensdauer eines entsprechenden Elektrizitätswerks gesehen (und im Falle der Kernkraft über den ganzen Kernbrennstoffkreislauf von der Mine bis zum Endlager) sind Wasserkraft und Kernkraft bezüglich Treibhausgasemissionen pro erzeugter Kilowattstunde vergleichbar – und wesentlich emissionsärmer als Windturbinen und Photovoltaikanlagen. Nimmt man andere Schadstoffemissionen hinzu wie etwa SO2, NOx, flüchtige organische Verbindungen neben Methan, oder Partikelstoffe, dann akzentuiert sich das Bild von der vergleichbar sauberen Wasser- und Kernkraft noch, und die anderen Technologien fallen klar ab.
Das Marketing der Energie Thun AG setzt auf die Suggestivkraft der Farben und ein zweifelhaftes Label, um zweit-, dritt- und viertrangige Stromprodukte hochzuspielen. Ich lasse mir den ebenso sauberen Atomstrom nicht „vergrauen“ und werde aus Überzeugung „Graustrom“ bestellen.